Nachdem wir 2014 und 2015 wieder nach Hause geschickt wurden, ohne jemals einen Fuß auf den Berg gesetzt zu haben, wurde dieses Jahr noch einmal ein Versuch gestartet.

Wir, dass sind meine Freunde Andy Holzer – „Blindclimber“ der diese Reise wie die Jahre zuvor Großteils finanzierte, und mein Arbeitskollege und Heeresbergführer Klemens Bichler.

Die Reise startete am 3.April von München über Istanbul nach Kathmandu, wo wir die restlichen Teilnehmer und auch Expeditonscrew trafen bzw. die restlichen Formalitäten und Packereien noch erledigten. Von Kathmandu ging es per Flugzeug nach Lhasa, dort weiter mit Fahrzeugen durch Tibet ins Basecamp, wo wir am 13. April nach vier Tagen ankamen.

Nach einer Woche einrichten der Zeltstadt und langsamen Akklimatisieren im Umkreis des Basislagers(5200m)wurde erstmals Aufgestiegen. Wir wanderten entlang des Rongpu-Gletschers ins Mittelcamp (5800m) und über den Miracle-Highway ins vorgeschobene Basislager (ABC) auf 6400m. Nach weiteren 4 Tagen eingewöhnen und einrichten ging es erstmals ins Lager 1 auf über 7000m. Dort wurde zweimal Übernachtet und wieder Abgestiegen bis ins ABC, womit die Akklimatisierung abgeschlossen sein sollte.
Wir entschlossen uns weiter ins BC abzusteigen und in Xegar(4350m)uns einige Tage zu erholen. Dort nutzten wir ein Schwefelbad – mit über 40° heißem Wasser um ein wenig zu relaxen. Nach einigen Tagen Erholung ging es wieder zurück ins BC, wo wir nun auf ein Wetterfenster warteten.

Dieses Jahr hatten die Wetterpropheten es nicht leicht und so trifteten auch die Vorhersagen aus den verschiedenen Agenturen ziemlich weit auseinander. Karl Gabl aus Innsbruck machte uns aber Hoffnung und so starteten wir am 11.Mai in Richtung ABC. Nach einem nochmaligen kurzen Telefonat mit Karl in Innsbruck entschlossen wir uns, für den 21.Mai als Gipfeltag. Es blieb also noch ein wenig Zeit. Somit konnte sich jeder noch individuell auf den Aufstieg vorbereiten. Ich nutzte noch einen schönen Tag um nochmals ohne Sauerstoff ein wenig höher zu steigen. So konnte ich knapp unter das Lager 2 bis auf ca. 7500m aufsteigen und mir ein Bild vom weiteren Aufstieg machen.

Am 18. Mai war es dann soweit. Um die Mittagszeit brachen wir ins Lager 1 auf. Wieder ging es zuerst über die Moräne zum Cramponpoint, weiter über den Gletscher und hinein in die Flanke mit den Fixseilen, unter dem Northcol. Nach nicht ganz 4 Stunden erreichten wir unsere Zelte am Col, wo wir auch unsere Sherpas wieder trafen. Die Nacht war nicht lang, aber dafür stürmisch und von nun an war immer eine Flasche mit zusätzlichen Sauerstoff unser ständiger Begleiter. Am nächsten Tag ging es bei bestem Wetter zuerst über einen langen Firngrat ins Lager 2 (7500 – 7900m). Zum Ende hin wurde es felsiger und das Wetter hatte sich auch zu einem Sturm gewandelt. Die Sherpas hatten alle Mühe die Behausungen aufzustellen bzw. die Kocher in Gang zu bringen. Es folgte wiederum eine stürmische Nacht.

Zum letzten Hochlager auf ca. 8300m ging es zuerst durch das Lager 2, welches sich bis auf 7900m hinaufzieht, weiter über Schneebänder und durch felsiges Gelände. Die Zelte waren hier wie Vogelnester hinein in die Flanke gebaut. Wir kamen am frühen Nachmittag an, bezogen unsere Zelte, wo wir auf bis in den späten Abend uns noch erholten – so gut es ging – und auf das Zeichen für den Gipfel aufstieg warteten.

Knapp vor Mitternacht ging es dann los. Noch ein wenig windig, aber voll motiviert, starteten wir Richtung Gipfelgrat los. Wir blieben eine kleine Gruppe von 6 Leuten (wir 3 + 3 Sherpas) die stetig und konzentriert höher stiegen. Laut Anhäufung einiger fremder Lichtkegeln vor uns, kam das erste Hindernis auf uns zu. Der sogenannte „1st Step“, eine kleine Verschneidung welche nach oben hin mit einem Quergang endet, welcher aber für uns ohne Schwierigkeiten überwunden wurde. Am Mushroom, auf ca. 8500m wurden dann erstmals die Sauerstoffflaschen gewechselt und der Flüssigkeitsspeicher aufgefüllt. Nun ging es auf den „2nd Step“ zu. Dieses Felswandl stellt die eigentliche Schlüsselstelle dar. Sie ist geteilt in zwei Felsstufen, wobei die erste über zwei kleine bewegliche Leitern überwunden wird und die höhere Felsstufe über eine längere relativ neue Aluleiter erklommen wird. Eine Leiter zu besteigen wäre ja eigentlich keine Schwierigkeit, aber wenn an dieser -zig Seile herabhängen und umwickelt sind, kann es den einen oder anderen schon aus der Ruhe bringen – uns Gott sei Dank nicht! Es folgte nun ein angenehmer langer flacher Grat, welchen wir bei Sonnenaufgang genießen konnten. Vor dem „3rd Step“ wurde nochmal gerastet und dann über diese 15m lange Verschneidung mittels Steigklemme hinaufgeklettert. Es folgte eine kurze Schneeflanke, mit einem kurzen abfallenden Quergang, bevor es nochmals über Felsplatten auf den Gipfelgrat ging. Von hier konnte man schon den Gipfel sehen, welcher sich noch ca. 200m hinzog. Um Punkt 07:10 Uhr standen wir nach ca. 8 Std., bei strahlend blauem Himmel, -26°C und leichtem Wind am höchsten Punkt der Erde. Müde aber glücklich. Nach ca. 45min Aufenthalt mit Umarmungen, Bilder schießen, Beglückwünschungen machten wir uns wieder an den Abstieg. Über 5 Std. benötigten wir wieder retour ins Lager 3, wo wir auch die Nacht verbracht haben. Am darauffolgenden Tag ging es von 8300m bis ins 6400m tiefer gelegene ABC und so schnell wie möglich ins BC.

Jetzt war nur noch zusammenpacken angesagt und so schnell wie möglich nach Hause. Aber es dauerte noch eine Weile bis man in Kathmandu eintraf. Es ging zuerst wieder nach Lhasa, natürlich mit Fahrzeug – diesmal nur zwei Tage durch Tibet – und weiter per Flugzeug nach Kathmandu. In Nepal war dann nochmal warten auf das Gepäck angesagt. Aber nach fast 2 Monaten hatte nun auch diese Reise ein glückliches Ende gefunden. An der Osttiroler Grenze wurden wir zu unserer Überraschung von diversen Abordnungen empfangen – natürlich auch von der Alpenraute! Der Tristacher Bürgermeister hatte auch noch in seiner Gemeinde einen großen, musikalischen und herzlichen Empfang bereitet, wo auch viele Alpenrautler anwesend waren. Aber irgendwann ging es dann doch noch zuende! Ich möchte mich auch nochmal dafür sehr herzlich bedanken.

Wolfi Klocker