Klettern in der Brenta …

in einschlägiger Fachliteratur wird von bombenfestem Fels mit Bierhenkelgriffen gesprochen … diese Bildungslücke wurde nun endlich, Dank unseres Obmann-Stv.s, welcher seit gefühlter Ewigkeit von diesem Teil der Alpen schwärmte (und vermutlich auch träumte), geschlossen.

Am letzten Juli-Tag war es soweit: 2x Obmann und 2x Tourenwart machten sich auf die Reise nach Madonna di Campiglio. In punkto Anreise waren die 39,5 Grad Celsius, welche trotz zügiger Fahrt auf der Autostrada am Cockpit des Caddys abzulesen waren, erwähnenswert. Wir ahnten bereits einen schweißtreibenden Zustieg zur Brentei-Hütte. Dieser gestaltete sich jedoch nicht aufgrund der Temperaturen als schweißtreibend, sondern vielmehr trieb uns die pure Angst, auf der Hütte nichts mehr zu essen (eher wohl wegen des Trinkens) zu bekommen, den Schweiß aus allen Poren. Die angegebene Gehzeit von 2h 40min konnten wir glatt halbieren. Dank dieser Leistung stand einem hervorragenden Abendessen nichts mehr im Wege … und zum Trinken gab es auch reichlich.Der Kenner unter uns erblickte natürlich sofort die alten Schwarz-Schweiß-Fotografien aus Patagonien und als wir auch noch den Namen Toni Egger an der Wand des Gastraumes sahen, konnten wir den Stolz, derselben alpinen Gesellschaft anzugehören, nicht ganz verbergen.

Wer nun mehr wissen möchte … bitte eine der vielen Abhandlungen über den Cerro Torre lesen. Fakt ist jedenfalls, dass Bruno Detassis, ehemaliger Hüttenwirt der Brentei-Hütte, Leiter bei einer frühen Patagonienexpedition war.

Nun aber zurück in die Gegenwart. Unser eigentlicher Plan war es, die „Via delle Guide“ auf den Crozzon di Brenta zu klettern. Angeblich ein Meisterwerk Detassis‘ und eine der schönsten Fünfer-Touren der gesamten Dolomiten. Beim abendlichen Gespräch mit dem Hüttenwirt kamen allerdings recht bald Zweifel ob der Sinnhaftigkeit auf, da für Nachmittag immer Gewitter gemeldet wurden (aufgrund der Länge der Tour nicht ganz optimal … und runter will man ja auch wieder). Der Regen der vorangegangen Tage ließ uns befürchten, dass die schwarzen Streifen, auf welchen zu klettern sei, nicht ohne Grund schwarz sind.

Die Ausweichtour: wirklich vermessen, diese Tour als „Ausweichtour“ zu bezeichnen, da sie sowohl alpintechnisch und -geschichtlich interessant als auch wunderschön ist: die „SW-Verschneidung-Fehrmann“ auf die Guglia di Brenta.

Den relativ kurzen Zustieg hatten wir sehr rasch hinter uns und die freundliche italienische Seilschaft, welche vor uns einstieg, ließ uns bereits beim zweiten Stand von Dannen ziehen. In der Verschneidung angekommen, erwartete uns beeindruckend schöne, klassische Kletterei. Es erschien uns durchaus erstaunlich, wie steil so manche IVer-Passage sein kann. Aber aufgrund der erwähnten Bierhenkelgriffe und der Festigkeit des Gesteins machte das Hochturnen richtig Spaß. Auch bei der Absicherung war etwas Eigeninitiative gefragt, doch der Fels schluckte immer, wann nötig, brav den passenden Friend. Ein Quergang führte uns auf das Ringband. Von dort ging es einmal um die Ecke, über eine kleine exponierte, griffarme Platte und wir standen auf dieser beeindruckenden Felsnadel. Uns bot sich ein wirklich kolossaler Ausblick: steile Felsenwände und tiefe Abgründe in allen Seiten– sehr beeindruckend. Nach kurzer Gipfelrast machten wir uns an das Abseilen, was mit den überdimensionalen Abseilringen an den Ständen wirklich einfach war. Zuletzt ging es noch über einen versicherten Steig abenteuerlich zurück zum Wandfuß, von welchem aus wir die „Guglia“ noch einmal in voller Größe bewundern durften.

Brenta, da brennt das Bergsteigerherz … und auch der versprochene Regen kam – beim Pizzaessen. Die einen blieben trocken, der andere nicht. Wer jetzt wer war, wird nicht verraten.

(st.st.)