Anfahrt: Von Lienz ins Debanttal

Ausgangspunkt: Gaimberger Alm,1749m.

Zustieg: Über Steig bis zum Lienzer Höhenweg, anschließend im freien Gelände direkt hinauf unter die Nordwand der Alkuser Rotspitze (2h).

Abstieg: Vom Gipfel über Grat zur Kleinen Rotspitze, am Trelebitschkopfvorbei hinunter zur Trelebitschalm und zurück zur Gaimberger Alm. Alternativ Richtung Mirnitzspitzeund über Grat zur Tscharnaktscharte, weiter Richtung Mirnitzboden zur Lienzer Hütte (4-5h).

Kletterzeit: ca. 8h(650 Klettermeter)

Schwierigkeit: M5+

Material: 2x60m Halbseile, kompl. Satz Friends u. Keile, Hammer u. Haken, Stirnlampe😉

Erstbegeher: Oliver Winkler, Alexander Angermann am 26.11.2022

Ernste Tour und lange Unternehmung an einer imposanten Nordwand in der Schobergruppe. Die Schwierigkeiten sind verhältnisabhängig und nur grob anzugeben. Der moderateSchwierigkeitsgrad darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich mitunter um äußerst anspruchsvolles Klettergelände handelt, beispielsweise um glatte, schneebedeckte Felsplatten. Es gibt nur wenige Normalhaken auf der gesamten Route. Der Fels ist sehr kompakt und teilweise schwierig abzusichern.

Um 5:30 hole ich Alex ab und wir fahren über den Iselsberg ins Debanttal. Der Weg ist frei und wir kommen ohne Probleme bis zur Gaimberger Alm. Mit Stirnlampen folgen wir dem Steig bis wir auf den Lienzer Höhenweg treffen. Wir marschieren, im freien Gelände,weiter bergauf, bis wir auf einem Plateau das erste Mal auf die imposante Nordostwand der Alkuser Rotspitze blicken. Mit dem Fernglas versuchen wir eine machbare Route durch die Wand zu finden. Dabei wird uns schon bewusst, dass es ein langer Tag werden wird…

Auf einer Höhe von ca. 2500m, vor einer dünnen Eisspur, machen wir uns fertig für den Einstieg. Wir klettern gleichzeitig 1 SL auf dünnem Eis, anschließend rechts, im leichten Gelände, bis zu den ersten Felsen. Im großen Rechtsbogen geht´s in feiner Kletterei durch die erste Felsstufe. Danach führt uns der Weg, über teils schneebedeckte Felsplatten, direkt hinauf zur nächsten großen Felsstufe. Der Fels ist überwiegend kompakt, wenig strukturiert und relativ schwer absicherbar. In der nächsten SL wird es schon richtig steil und dank einiger, gefrorener Graspolster erreichen wir einen schönen Standplatz. Eine weitere steile SL im Fels folgt. Wieder helfen uns kleine, mit Erdreich gefüllte Ritzen, in denen die Pickel halbwegs greifen. Mit eher dürftiger Absicherung erreichen wir das obere Ende dieser Felsstufe. An den Felsen entlang umgehen wir das nächste kleine Schneefeld, queren in schöner Kletterei die Felsinsel, bevor unser Weg wieder über delikate, glatte Felsplatten gerade hinauf zur letzten großen Felsstufe führt. Der trockene, ungebundene Schnee hilft uns dabei leider nicht, über weite Strecken räumen wir diesen beiseite, um Strukturen zum Klettern bzw. Placements für die Absicherung zu finden. Vor der Schlüssellänge sind die Golfhandschuhe von Alex bereits auf allen Fingern durch, aber es wäre nicht Alex würde er nicht mit einem Grinsen diese SL vorsteigen. Nach einigen Metern setzt er einen soliden Felshaken, welcher ein sicheres Weitersteigen erlaubt. Ich klettere diese anspruchsvolle, aber sehr schöne Länge nach. Am Stand des direkten Nordgrates sehen wir bereits das Gipfelkreuz. In zwei weiteren, sehr schönen Längen am Grat erreichen wir um ca. 17:00 den Gipfel. Es weht eisiger Wind, der Ausblick und die letzten Minuten vom Sonnenuntergang sind unbeschreiblich. Nach kurzer Pause machen wir uns auf den Rückweg.

Mit Stirnlampen folgen wir dem Grat zur Kleinen Alkuser Rotspitze und gehen weiter Richtung Trelebitschkopf. Hier entscheiden wir uns für eine „Abkürzung“ und steigen linker Hand abwärts, bis es vor sehr steilem, felsdurchsetztem Gelände nicht mehr weiter geht. Wir nageln den ersten Abseilstand und seilen uns drei Mal ab, bis wir Gehgelände erreichen. Über nicht enden wollendes Blockgelände gehen wir hinunter bis wir wieder auf den Lienzer Höhenweg treffen. Den Steig folgend erreichen wir, ziemlich platt um 22:00, das Auto. Trotz der Mühen hat sich die Tour auf jeden Fall gelohnt und wir freuen uns auf ein warmes Essen und das Bett zu Hause. Der Namen der Tour soll auf den übermäßigen Verschleiß von Steigeisen, Pickel, Handschuhen,…😊 hinweisen.

Oli & Alex