Bei einer feucht-fröhlichen Geburtstagsparty (Jubilar und Alter werden nicht genannt), am vorletzten Augustwochenende, wurde zwischen zwei guten Achterln Rot im nu der Entschluss gefasst, in der darauffolgenden Woche ins Gesäuse zu fahren. Erstens, da der Wetterbericht südlich des Hauptkammes eher mager aussah und zweitens, niemand Klettererfahrung in diesem Gebiet vorweisen konnte … also Bildungslücke schließen … und dies sollte belohnt werden.

So starteten wir zu Dritt, 2 x Michl und 1 x Stefan, Richtung Admont und traten etwas später den Anstieg zur Haindlkarhütte an. Bei unserer Ankunft las der Hüttenwirt unseren Wunsch nach „etwas“ Kühlem sogleich von den Augen ab … und sowieso, die Chemie zwischen Wirt, Wirtin und uns drei Alpenrautlern passte sofort.

Freundlich aufgenommen, durch Speis und Trank bestens gestärkt begaben wir uns zu Bett und starteten am nächsten Tag Richtung Rosskuppe. Die klassische Nordwestkante war unser Tagesziel. Als Einstieg wählten wir 2 Seillängen der Tour „60plus“, weiter im Original rechts und links querend bis zur Schlüssellänge den „Hain-Riss“ welcher einige Kletterakrobatik abverlangte. Danach zurück zur Kante und über 2 Seillängen der „60plus“ zu den Ausstiegslängen. Nach 4 1/2h lag diese schöne Kletterei hinter uns und wird eilten über den Peternpfad zurück zur Hütte, wo wir von Wirt und Wirtin schon erwartet und bestens versorgt wurden.

Auch wurde unser sehr bald klar, welche Marketingstrategie hier verfolgt wird. SANFTER Tourismus wird nicht nur groß geschrieben sondern auch gelebt. Die Haindlkarhütte und ihre Betreiber … ein paradiesisches Kleinod für Alpinisten die Ruhe, Gemütlichkeit und Herzlichkeit suchen. Ein Dank an dieser Stelle für die exzellente Versorgung und Unterbringung!

Doch auch die alpinistischen Ziele kommen in solch einer Gegend nicht zu kurz. Nach dem Felssturz von 2016 hatten wir keine genauen Infos über die Dachl-Nordwand-Routen bezüglich Begehbarkeit usw. Die „Diagonale“ schied rasch aus, da wir nicht wussten in welchem Zustand die oberen Längen waren. Unsere Wahl fiel daher auf die „Klassische Nordwand“. Zwar mussten wir hier ebenfalls den Plattenspitz hinauf, aber waren dann doch ab der 2. Seillänge nicht mehr unter dem Felssturz-Bereich. Hier muss es sich 2016 gewaltig abgespielt haben. Das Einstiegsband sowie die 1. Quergangs-Seillänge inkl. Stand waren quasi nicht mehr vorhanden. Heikle, brüchige 60 Meter brachten uns dann doch zur „Seitelberger Platte“. Von nun an stand wunderbarer Kletterei im steilen 6ten Grad nichts mehr im Wege. Eine Seillänge schöner als die Andere. Immer andere Kletterei. Platte, Verschneidung, Riss und Schuppen in allerbesten Fels, alles was das Bergsteigerherz begehrt. Eine Glanztat was hier die Erstbegeher 1931 geleistet hatten. Nach etwas mehr als 6 Stunden standen wir dann am Dachl, tief beeindruckt und etwas verwundert, dass wir nicht schon früher ins Gesäuse fanden.

Den Peternpfad kannten wir ja schon vom Vortag. So ging es schnell Richtung Hütte wo wir mit kühlen Elektrolyten erwartet wurden. Der Abend klang fröhlich musizierend aus … und als die letzte Weinflasche geleert war gingen wir zu Bett.

Fazit: Der Werbespruch XEIS is nice passt zum Bergsteigerischen Understatement. „Dort, wo die Welt noch in Ordnung ist“ kommt der ganzen Sache schon viel näher. (st.st.)