Durch die Geologie Korsikas und das lokale Klima ergibt sich eine vielseitige Kletterwelt. 80% der Oberfläche Korsikas macht Granit aus, vor allem im Nordwesten und Süden der Insel, wohingegen im Osten und am Cap Corse Schiefer vorkommt. Der südlichste Zipfel der Insel, um Bonifacio herum, ist weißer Kalk-Sandstein. Die durch Kernverwitterung entstandenen Aushöhlungen des Granits, „Tafoni“ genannt, haben einen schönen natürlichen Spielplatz entstehen lassen. Es gibt ganze Routen in einiger solcher Aushöhlungen zum Klettern. Aber auch spektakuläre Risse, Kamine, Türme und Platten in Felsnadeln, Schluchten, Höhlen und an steilen Wänden machen das Klettern am Granit zu einem Erlebnis. Der Granit auf Korsika gilt als griffig aber auch zum Teil sehr rau. Vom Bouldern bis 400 m lange Wände, von der Platte bis zum Dach gibt es Routen in jeder Steilheit und in allen Schwierigkeitsgraden. Die Sportkletterrouten sind sehr gut abgesichert, die Mehrseillängentouren oft abenteuerlich. 

Dies und vieles Mehr findet man in der einschlägigen Literatur über diese wunderschöne Insel.

Nachdem unser letzter Aufenthalt dort schon etliche Jahre zurück liegt war es wieder mal an der Zeit uns von der Schönheit Korsikas zu überzeugen. Bei perfektem Wetter sind wir über Livorno und Bastia direkt nach Calvi angereist. Leider hat das Wetter dann bereits am nächsten Tag umgeschlagen und wir hatten die folgenden Tage mit Kälte und Nässe zu kämpfen. Mehr als eine kurze Wanderung und die Erkundung der Einstiege war im Foret de Bonifatu bei Dauerregen leider nicht möglich. 

Zum Glück hatten wir die Bikes dabei und so konnten wir die kurzen Schönwetterfenster an den folgenden Tagen zu einigen landschaftlich super coolen Biketouren nützen. An Klettern war an diesen Tagen nicht zu denken. Die Felsen waren alle nass und dauernd kamen wieder kurze Regengüsse dazu. Auch die Temperaturen sind stark gesunken und wir verbrachten die ersten Tage relativ viel in der Daunenjacke. Generell war das Wetter an der Küste merklich besser und in den Bergen hielten sich die Regenwolken und der Nebel ziemlich hartnäckig. 

Von Tag zu Tag wurde das Wetter aber besser und an unserem letzten Tag in Calvi kamen wir doch noch zum Klettern. Das Klettergebiet oberhalb der Ortschaft Lumiu war perfekt geeignet für unseren ersten korsischen Felskontakt und bot zudem einen überwältigenden Ausblick auf die nahe Küste. 

Von Calvi sind wir dann weiter entlang der Westküste nach Süden bis Porto gefahren, wo wetterbedingt auch nur Biken angesagt war. Allerdings liegt der Ort wirklich traumhaft schön und die umliegenden Felsen versprechen einiges. 

Von Porto ging es dann weiter nach Affa, nahe der Hauptstadt Ajaccio. Oberhalb von Affa sieht man schon von weiten den roten Felsen des Monte Gozzi. Hier konnten wir eine superschöne Mehrseillängentour klettern. Leider waren die Zustiege dort komplett verwachsen und nach der Tour waren wir an den Armen und Beinen durch die Macchie stark gezeichnet. Beim Abstieg kam dann noch eine unliebsame Begegnung mit einer Horde Wildschweine dazu und auch die Einheimischen dort haben uns deutlich gezeigt, dass Kletterer dort nicht wirklich willkommen sind. 

Der Monte Gozzi wäre sicher eines der Top Klettergebiete in Korsika, aber wahrscheinlich klettert dort zurzeit kaum jemand. Die Touren dort waren perfekt abgesichert, gespickt mit vielen Tafonis und einfach traumhaft schön. Auch wir haben es dann aufgrund unserer Erlebnisse dort bei dieser einen Tour belassen. 

Zum Glück haben wir dann mit „Barbicaghja“ noch ein relativ neues Gebiet in Strandnähe gefunden, wo wir am nächsten Tag einige superschöne Touren klettern konnten. 

Im Anschluss fuhren wir weiter zum Col de la Tana. Dort steht wenige Meter neben der Straße ein mit Tafonis übersähter Felsturm, der einige kurze MSL und Sportklettertouren in bestem Fels zu bieten hat. Wir sind gleich in eine MSL eingestiegen und haben den restlichen Tag noch mit etwas Sportklettern abgerundet.

Vom Col de La Tana sind wir dann gleich weiter zum Col de Bavella gefahren, wo wir auch direkt am Pass im Auto übernachtet haben. Geboten wurde uns hier ein perfekter, schon beinahe kitschiger, Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. 

Am nächsten Tag sind wir hier 2 kurze MSL geklettert und haben dann noch ein paar Sportkletterrouten angehängt. 

Am Nachmittag ging es dann weiter Richtung Corte und am nächsten Tag ins Val Restonica, wo wir noch eine Wanderung zum Lavu di Capitellu unternommen haben. Auch diese Gegend ist wunderschön und der damals immer noch zugefrorene See war atemberaubend. 

Leider waren wir damit auch schon am Ende unseres Urlaubs angekommen und am nächsten Tag ging es dann zuerst mit der Fähre von Bastia nach Livorno und dann mit dem Auto weiter nach Hause. 

Alles in Allem wieder ein Super Erlebnis mit dem Fazit, dass wir sicher wiederkommen werden.

Berg Heil Sonja und Dieter