So wie jedes Jahr wird mit der Urlaubsplanung bereits nach dem letzten Urlaub begonnen.

„Wonn fohrn ma weg? Wo geht’s hin? Wer fohrt mit?“

Hochtouren, klettern oder geht sich beides aus? Das sind die wirklich wichtigen Fragen im Leben.

Da noch keiner von uns (Tina, Patrick und Peter) so richtig in den Westalpen unterwegs war, beschlossen wir einen Ausflug ins Wallis zu machen. Gesagt getan, Material wurde eingeladen und los ging die Fahrt.

Das erste Ziel sollte die Hohsaashütte in Saas Grund werden. Von dort aus bestiegen wir das Weissmies über den Normalweg. Eisiger Wind, eine Sicht von ganzen 1,5m und jede Menge Gelächter sollten unser Begleiter am Weg zum Gipfel werden.

Am nächsten Tag ging es für Patrick und mich über den Südgrat auf das Lagginhorn. In guter alter Manier schliefen wir etwas länger als der Rest der Gipfelaspiranten, als Letzte am Grat eingestiegen und als Erste am Gipfel ausgestiegen.

Die zweite Station unserer Reise führte uns auf die Bordierhütte. Der Aufstieg zur Hütte leitete uns 1300Hm und 8km durch ein Tal wie man es aus den Schweizer Heimatfilmen kennt. Plan A war der Nadelgrat und am nächsten Tag eine kleinere Gratüberschreitung von zwei Gipfeln. Da das Wetter jedoch nur eine Tour zugelassen hat beschlossen wir alle gemeinsam die Überschreitung des Gross Bigerhorn bis zum Balfrin anzugehen und einen Tag früher wieder ins Tal abzusteigen. Belohnt wurde die Unternehmung mit einem Sonnenaufgang, der seines gleichen sucht und ein 360° Panorama vom Berner Oberland bis hin zum Matterhorn. Der Abstieg über den Gletscher sollte auch ungeahnte Eiskletterfähigkeiten von Tina zum Vorschein bringen als es darum ging über einen Gletscherabbruch hinunterzupickeln.

Das eher bescheidene Wetter der nächsten Tage wurde für Sportklettern, „Bahnl“ fahren, Schwammerln und Schwarzbeeren sammeln (ein großes Lob nochmals an Tina fürs ausgezeichnete Essen) genutzt.

Als das nächste Schönwetterfenster anrückte ging es für Patrick und mich wieder hinauf auf die Bordierhütte, wo wir nun endlich den Nadelgrat in Angriff nehmen sollten. Tagwache um 02:00 Uhr, Frühstück runterwürgen und los ging die Reise. Da der Aufstieg über das Selle Couloir, einer bis zu 55° steilen Firnrinne zwischen Chli Dirruhorn und Dirruhorn, leider schon seit 2 Wochen nicht mehr begehbar war, mussten wir zuerst 200hm von der Hütte absteigen und anschließend wieder aufs Galenjoch aufsteigen, um von dort die Überschreitung zu starten. Der Vorteil dieser Variante ist, dass auch das Chli Dirruhorn mitgenommen wird. Der Obmann würde sagen: „Anders zählts eh nit!“ Ziemlich froh waren wir, dass der Aufstieg aufs Dirruhorn noch in der Finsternis erfolgte, so konnten wir den langen Hatsch über Schotter und Geröll nicht sehen. Am ersten 4000er angekommen erstreckte sich der Grat vor uns in perfekten Verhältnissen. Ein kurzes Berg Heil und weiter ging’s. Ganz nach dem Motto „auf und nieder immer wieder“ ging es in eleganter Gratkletterei auf das Hohberghorn und anschließend über einen traumhaften Firngrat auf das Stecknadelhorn. Der letzte Anstieg auf das Nadelhorn führte uns über einen scharfen Gratrücken und anschließend in kombinierter Kletterei auf den Gipfel. Aufgrund des starken Windes und des schon massiv vorherrschenden Defizits an Elektrolyten begannen wir rasch mit dem Abstieg. Am Weg runter nahmen wir noch das Ulrichshorn mit und stiegen über den nicht enden wollenden Gletscher wieder zur Bordierhütte ab. Nach exakt 11 Stunden saßen wir wieder in der Hütte und stießen auf den gelungenen Vormittag an. Anschließend hieß es Kopf in den Boden und ab ins Tal zum Auto.

Nun hatten wir genug von den Gletschern, der Höhe und dem eisigen Wind. Genussklettern am Furkapass war jetzt angesagt. Als wir auf der Sidelenhütte ankamen erstreckte sich vor uns ein wahres Granitmeer mit unendlichen Verschneidungen, Türmen, Risssystemen und makellosen Platten. Schnell das Zeug aufs Zimmer tragen und gleich den Fels testen. Jaja…so eine 6a+ Reibungsplatte kann schon was, wenn man nur die Kalkleisten von zu Hause kennt.

Am Abend klingelte dann das Telefon von Patrick. „Was will denn der Huber jetzt?“ Wie sich heraus stellte war Markus gemeinsam mit seiner Frau Lilli auch in der Gegend unterwegs und sah unser Auto am Pass stehen. Ein solcher Zufall musste natürlich besprochen werden.

Am nächsten Tag ging es für uns drei zum Hannibalturm, quasi dem Kantenköpfel vom Furkagebiet. Gestartet wurde mit der Tour “Conquest of Paradise”. Bereits in der ersten Länge macht die Tour ihrem Namen alle Ehre. Traumhafte Platten, Verschneidungen und Risse jagen einem nach dem anderen. Je höher wir stiegen, desto breiter wurde unser Grinsen. Oben angekommen wurde eine kurze Rast auf der berühmten Bushaltestelle eingelegt, da jedoch kein Bus kam seilten wir uns wieder ab. Am Wandfuß schauten Patrick und ich uns grinsend an und sagten fast synchron: „Oane mias ma hetz woll no gehn!“  Gesagt getan, wieder in die Kletterpatschen rein, Material auf den Gurt und schon fanden wir uns in traumhaften Längen der „Hanimoon“ wieder. Fertig und überglücklich spazierten wir zurück zur Hütte, wo Tina, Lilli und Markus bereits auf uns warteten.

Tags darauf wurden noch die Mehrseillängen „Sorgenchind“ und „Kristall“ am Wandfuß des Gross Furkahorns geklettert. Für diese beiden Touren können wieder 5 von 5 Sternen vergeben werden.

 

Leider geht doch jeder Urlaub mal zu Ende und so traten wir am Tag darauf die Heimreise an. Dank der stahlharten Nerven unseres Reiseleiters Patrick schafften wir es fast pünktlich in die Lienzer Klause zur Geburtstagsparty von Lilli.

 

Fazit der Reise: Wir kommen sicherlich wieder!

(PT)